Hannover, 10. August 2017: Die Hannover Rück ist mit dem Verlauf des 1. Halbjahres 2017 zufrieden und auf gutem Weg, einen Nettokonzerngewinn für das Gesamtjahr von mehr als 1 Mrd. EUR zu erreichen. „Erneut haben unsere beiden Geschäftsfelder, die Schaden- und die Personen-Rückversicherung, sowie ein ausgesprochen gutes Kapitalanlageergebnis zu unserem erfreulichen Halbjahresgewinn beigetragen“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Ulrich Wallin. „Dennoch bleibt die Marktsituation für uns auch weiterhin herausfordernd.“
Die gebuchte Bruttoprämie für den Hannover Rück-Konzern stieg zum 30. Juni 2017 um 8,6 % auf 9,0 Mrd. EUR (8,3 Mrd. EUR); währungskursbereinigt hätte das Wachstum 8,7 % betragen. Der Selbstbehalt erhöhte sich leicht auf 90,3 % (89,8 %). Die verdiente Nettoprämie verzeichnete einen Anstieg von 5,0 % auf 7,5 Mrd. EUR (7,2 Mrd. EUR). Bei konstanten Währungskursen hätte das Wachstum 4,9 % betragen.
Das operative Ergebnis (EBIT) betrug zum 30. Juni 2017 799,4 Mio. EUR (747,2 Mio. EUR) und liegt damit 7,0 % über dem Vorjahreswert. Ausschlaggebend hierfür waren insbesondere die guten Ergebnisse in der Schaden-Rückversicherung und bei den Kapitalanlagen. Der Konzerngewinn stieg um 9,6 % auf 535,0 Mio. EUR (488,0 Mio. EUR). Das Ergebnis je Aktie betrug 4,44 EUR (4,05 EUR).
Die Marktbedingungen in der Schaden-Rückversicherung sind unverändert wettbewerbsintensiv: Ein Überangebot an Rückversicherung und zusätzliche Anbieter aus dem Markt für Katastrophenanleihen (ILS) bei gleichzeitig ausbleibenden Großschäden sorgen für Druck auf die Preise und Konditionen. Die Hannover Rück konnte hier jedoch abermals von ihrer selektiven und margenorientierten Zeichnungspolitik profitieren. Die gebuchte Bruttoprämie stieg zum 30. Juni 2017 deutlich um 17,3 % auf 5,4 Mrd. EUR (4,6 Mrd. EUR); auf währungskursbereinigter Basis wären es 16,9 % gewesen. Haupttreiber hierfür war erneut der Bedarfsanstieg nach strukturierten Rückversicherungslösungen in Europa und Nordamerika. Prämienrückgänge in anderen Bereichen konnten dadurch überkompensiert werden. Der Selbstbehalt erhöhte sich gegenüber der Vorjahresperiode leicht auf 89,4 % (88,2 %). Die verdiente Nettoprämie stieg um sehr erfreuliche 12,4 % auf 4,3 Mrd. EUR (3,8 Mrd. EUR); bei konstanten Währungskursen hätte das Wachstum 11,8 % betragen.
Nachdem die Belastungen aus Großschäden im 1. Quartal leicht unter den Erwartungen blieben, war das zweite gänzlich großschadenfrei. Wie in der Vergangenheit wurde das nicht aufgebrauchte Budget nicht erfolgswirksam aufgelöst, sondern in die Spätschadenreserven eingestellt, sodass sich das Großschadenbudget für mögliche Schäden im 2. Halbjahr erhöhte. Insgesamt beläuft sich die Summe aus Großschadenereignissen zum 30. Juni 2017 auf lediglich 122,9 Mio. EUR und liegt damit deutlich unter dem Wert der Vergleichsperiode (352,7 Mio. EUR).
Effekte aus der Änderung des Abzinsungssatzes für Abfindungszahlungen aus Personenschäden in Großbritannien („Ogden Rate“) gab es auch im 2. Quartal 2017. Die Hannover Rück hat für das 1. Halbjahr Schadenreserven in Höhe von insgesamt 291 Mio. EUR gebucht. Aufgrund der sehr auskömmlichen, konservativen Reserven konnte die Gesellschaft zusätzliche Nachreservierungen insgesamt kompensieren.
Das versicherungstechnische Ergebnis für die Schaden-Rückversicherung ging aufgrund leicht über dem Durchschnitt liegender Frequenzschäden um 10,5 % auf 149,0 Mio. EUR (166,4 Mio. EUR) zurück, liegt damit aber noch auf einem auskömmlichen Niveau. Die kombinierte Schaden-/Kostenquote stellt sich mit 96,5 % (95,4 %) immer noch positiv dar; sie erhöhte sich leicht durch das starke Wachstum in der strukturierten Rückversicherung. Das operative Ergebnis (EBIT) stieg angesichts eines erneut sehr guten Kapitalanlageergebnisses um 12,7 % auf 634,3 Mio. EUR (562,9 Mio. EUR). Das Konzernergebnis erhöhte sich deutlich um 17,4 % auf 444,0 Mio. EUR (378,1 Mio. EUR). Das Ergebnis je Aktie betrug 3,68 EUR (3,14 EUR).
Die Personen-Rückversicherung entwickelte sich nicht vollständig zufriedenstellend: Nach einem auskömmlichen 1. Quartal blieb das 2. Quartal hinter den Erwartungen zurück. Die gebuchte Bruttoprämie verzeichnete zum 30. Juni 2017 einen leichten Rückgang um 2,4 % auf 3,6 Mrd. EUR (3,7 Mrd. EUR); währungskursbereinigt hätte der Rückgang 1,5 % betragen. Der Selbstbehalt ist mit 91,6 % (91,8 %) annähernd stabil geblieben. Die verdiente Nettoprämie ist um 3,6 % auf 3,2 Mrd. EUR (3,3 Mrd. EUR) gesunken. Bei konstanten Währungskursen hätte der Rückgang 3,1 % betragen.
Die Marktbedingungen in der Personen-Rückversicherung sind weiterhin anspruchsvoll, wenngleich sich in einigen Regionen bzw. bei neuen Produkten gute Geschäftsopportunitäten boten. Die Nachfrage von Lebens- und Rentenversicherern nach kapitalentlastenden Verträgen ist deutlich gestiegen und so entwickelte sich das Financial Solutions-Geschäft wieder sehr positiv.
Uneinheitlich hingegen verlief das US-Mortalitätsgeschäft, da positive Ergebnisbeiträge abermals von einer oberhalb der Erwartungen liegenden Sterblichkeit älterer Zeichnungsjahre überlagert wurden. Das operative Ergebnis (EBIT) für die Personen-Rückversicherung ging zum 30. Juni 2017 um 7,8 % auf 165,2 Mio. EUR (179,1 Mio. EUR) zurück. Das Konzernergebnis reduzierte sich um 12,6 % auf 114,2 Mio. EUR (130,6 Mio. EUR). Das Ergebnis je Aktie betrug 0,95 EUR (1,08 EUR).
Die Bedingungen auf dem Kapitalmarkt bleiben aufgrund des anhaltenden Niedrigzinsniveaus schwierig. Der Bestand der selbstverwalteten Kapitalanlagen ging im 1. Halbjahr 2017 hauptsächlich in Folge des gestärkten Euro gegenüber dem US-Dollar auf 40,4 Mrd. EUR zurück (31. Dezember 2016: 41,8 Mrd. EUR). Die ordentlichen Kapitalanlageerträge verzeichneten ein deutliches Wachstum von 11,8 % auf 635,1 Mio. EUR (568,0 Mio. EUR). Hierzu trugen teilweise einmalige Erträge aus privatem Beteiligungskapital und Immobilien bei. Das Depotzinsergebnis ging auf 123,4 Mio. EUR (175,6 Mio. EUR) zurück. Die realisierten Gewinne bewegten sich mit 83,4 Mio. EUR (79,5 Mio. EUR) in etwa auf dem Niveau der Vergleichsperiode. Abschreibungen waren im Berichtszeitraum mit 23,1 Mio. EUR (48,1 Mio. EUR) wiederum nur in sehr geringem Maße vorzunehmen.
Insgesamt stieg das Kapitalanlageergebnis aus selbstverwalteten Anlagen zum 30. Juni 2017 mit 15,3 % sehr erfreulich auf 656,0 Mio. EUR (569,2 Mio. EUR). Daraus ergibt sich eine annualisierte Rendite von 3,2 %. Das Kapitalanlageergebnis inklusive Depotzinsen verzeichnete einen Anstieg von 4,6 % auf 779,4 Mio. EUR (744,8 Mio. EUR).
Das Eigenkapital der Hannover Rück verzeichnete zum 30. Juni 2017 einen leichten Rückgang auf 8,6 Mrd. EUR (31. Dezember 2016: 9,0 Mrd. EUR). Wesentliche Gründe hierfür waren die Dividendenzahlung in Höhe von rund 600 Mio. EUR sowie Währungskurseffekte. Die annualisierte Eigenkapitalrendite stellte sich mit 12,2 % (31. Dezember 2016: 13,7 %) über den Zielwert. Der Buchwert je Aktie schloss mit 71,00 EUR (31. Dezember 2016: 74,61 EUR).
Die nach den Vorgaben von Solvency II berechnete Kapitalbedeckungsquote für die Hannover Rück-Gruppe liegt mit 243 % zum 31. März 2017 über der zum 31. Dezember 2016 (230 %).
Die Hannover Rück geht trotz der herausfordernden Rahmenbedingungen in der internationalen (Rück-)Versicherungswirtschaft und auf dem Kapitalmarkt davon aus, auch in Zukunft weiterhin nachhaltig erfolgreich sein zu können. Das Halbjahresergebnis unterstreicht diese Annahme und bestätigt die Gewinnprognose für 2017.
In der Schaden-Rückversicherung erwartet die Hannover Rück trotz des anhaltend weichen Markts für das Gesamtjahr 2017 ein immer noch gutes versicherungstechnisches Ergebnis. Für die kombinierte Schaden-/Kostenquote wird unverändert ein Wert unterhalb von 96 % angestrebt. Die EBIT-Marge für die Schaden-Rückversicherung sollte weiterhin mindestens 10 % betragen.
Die Vertragserneuerungsrunden in der Schaden-Rückversicherung zum 1. Juni und 1. Juli 2017 waren erwartungsgemäß wettbewerbsintensiv. Es wurden traditionell das Hauptgeschäft in Australien und Neuseeland, Teile des Geschäfts in Nordamerika, Naturkatastrophenrisiken und Teile des Bereichs Kredit- und Kaution erneuert. In Australien und Neuseeland waren in schadenfreien Programmen deutliche Preisabriebe zu verzeichnen; bei schadenbetroffenen Verträgen konnten jedoch signifikante Preisanstiege erzielt werden. Dies war insbesondere in Australien in Folge des Zyklons „Debbie“ und in Neuseeland aufgrund des Erdbebens in Christchurch der Fall. In Nordamerika konnten trotz Ratendruck insgesamt zufriedenstellende Ergebnisse mit einem Prämienzuwachs von rund 15 % erzielt werden. Insgesamt stieg das zur Erneuerung anstehende Portefeuille erfreulich um circa 10 %.
In der Personen-Rückversicherung erwartet die Hannover Rück eine weitere Nachfrage im Bereich solvenzentlastender Rückversicherungslösungen. Zudem ist die globale Entwicklung des Langlebigkeitsbereichs unverändert stark und bietet sehr gutes Wachstumspotenzial für das Unternehmen. Auch in Asien zeigen sich vielfältige Geschäftsopportunitäten, die im Kundendialog entwickelt werden. Für den Neugeschäftswert strebt die Hannover Rück unverändert einen Wert oberhalb von 220 Mio. EUR an. Die Ziele für die EBIT-Marge des Financial Solutions- und Longevity-Geschäfts liegen unverändert bei 2 % sowie bei 6 % für das Mortality- und Morbidity-Geschäft. Allerdings wird die Hannover Rück bereits im 3. Quartal eine Ergebnisbelastung von ca. 50 Mio. USD aus der Ablösung von US-Mortality-Verträgen im Rahmen ihres Bestandsmanagements zu verzeichnen haben: Während dadurch die Folgejahre entsprechend entlastet werden, wird das Geschäftsjahr 2017 beeinträchtigt. Es ist davon auszugehen, dass dadurch das EBIT in der Personen-Rückversicherung von den erwarteten 350 Mio. EUR auf circa 300 Mio. EUR zurückgehen wird.
Als Kapitalanlagerendite strebt das Unternehmen für 2017 einen Wert von mehr als 2,7 % an. Im Hinblick auf den zu erwartenden positiven Cashflow aus der Versicherungstechnik und den Kapitalanlagen sollte es zu einem weiteren Anstieg des Kapitalanlagebestands kommen, stabile Währungskurse und Renditeniveaus unterstellt.
Auf Basis konstanter Währungskurse rechnet die Hannover Rück mit einem Anstieg der Bruttoprämie um mehr als 5 % sowie einem Nachsteuergewinn von mehr als 1 Mrd. EUR für das laufende Geschäftsjahr. Voraussetzung ist, dass die Großschadenbelastung nicht wesentlich den Erwartungswert von 825 Mio. EUR übersteigt und es zu keinen unvorhergesehenen negativen Entwicklungen an den Kapitalmärkten kommt.
Als Ausschüttungsquote für die Dividende sieht die Hannover Rück 35 % bis 40 % ihres IFRS-Konzernergebnisses vor. Diese Quote wird sich bei einer gleichbleibend komfortablen Kapitalisierungssituation aus Kapitalmanagementgesichtspunkten durch die Zahlung einer Sonderdividende erhöhen.