Die Hannover Rück hat in der Vertragserneuerung zum 1. Januar 2022 in der traditionellen Schaden-Rückversicherung einen inflations- und risikoadjustierten Preisanstieg des erneuerten Geschäfts von 4,1 % erzielt. Haupttreiber für die Preisentwicklung waren neben hohen Schäden aus Naturkatastrophen, insbesondere in Europa und Nordamerika, auch das niedrigere Zinsumfeld und die deutlich gestiegenen Inflationsraten.
„Wir blicken auf eine zufriedenstellende Vertragserneuerungsrunde mit weiteren Ratensteigerungen im fünften Jahr in Folge zurück, in der wir die Qualität unseres Geschäfts durch aktives Zyklusmanagement und Konditionsverbesserungen weiter ausgebaut haben“, sagte Jean-Jacques Henchoz, Vorstandsvorsitzender der Hannover Rück. „In vielen Bereichen hält das positive Preismomentum an. Dies ist auch angesichts der anhaltend niedrigen Zinsen und der hohen Belastungen aus Großschäden notwendig. Zudem waren die risikoadjustierten Preissteigerungen deutlich von höheren Inflationsraten beeinflusst.“
Vom Prämienvolumen des Vorjahres auf Zeichnungsjahrbasis von 13.801 Mio. EUR in der traditionellen Schaden-Rückversicherung (ohne fakultative Rückversicherung, Geschäft mit der Verbriefung von Versicherungsrisiken und strukturierte Rückversicherung) standen zum 1. Januar 2022 Verträge mit einem Prämienvolumen von 7.808 Mio. EUR oder 62 % des Geschäfts zur Erneuerung an.
Das zur Erneuerung anstehende Prämienvolumen ist bereinigt um eine Rückversicherungsabgabe in Höhe von 1.107 Mio. EUR, die die Hannover Rück von der HDI Global Specialty erhalten hat. Diese hat sich im Zuge des Verkaufs der Beteiligung auf 576 Mio. EUR planmäßig verringert.
Ohne Berücksichtigung dieses Effektes wurden 7.284 Mio. EUR an Prämienvolumen verlängert und 524 Mio. EUR gekündigt oder in veränderter Form erneuert. Inklusive der Zuwächse von 1.176 Mio. EUR aus neuen Verträgen sowie aus veränderten Preisen und Anteilen lag das erneuerte Prämienvolumen bei 8.460 Mio. EUR und damit um 8,3 % über dem Vorjahresniveau.
In der Erneuerung wuchs die proportionale Rückversicherung um 6,3 % und erreichte ein Prämienvolumen von 5.929 Mio. EUR. Der Preisanstieg belief sich hier auf 3,4 %. Das erneuerte Prämienvolumen in der nicht-proportionalen Rückversicherung wuchs um 13,5 % auf 2.530 Mio. EUR. Der Preisanstieg betrug 6,1 %.
In der Region Europa, Naher Osten und Afrika wuchs das Prämienvolumen der Hannover Rück um 9,8 %. Dabei haben die Schäden aus Flutkatastrophen in einigen europäischen Ländern die Pandemie als bestimmendes Thema überlagert.
Deutschland verzeichnete im Jahr 2021 aufgrund der Flutkatastrophen in Folge des Tiefdruckgebiets „Bernd“ und nach weiteren Unwetterereignissen wie Hagelschlägen die historisch höchsten Schäden aus Naturkatastrophen. Die E+S Rückversicherung AG, die innerhalb der Hannover Rück für Deutschland zuständige Tochtergesellschaft, verzeichnete entsprechend eine weiter zunehmende Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Risikoschutz, etwa im Bereich der Katastrophendeckungen. Insgesamt konnte die E+S Rück ihre führende Position weiter stärken und insbesondere in schadenbetroffenen Sparten teils deutlich verbesserte Rückversicherungsbedingungen und -preise erzielen.
In Kontinentaleuropa konnte die Hannover Rück erneut überwiegend höhere Preise erzielen. Die Nachfrage nach kapitalstarken Rückversicherern war in der gesamten Region unverändert hoch.
Im Geschäft in Großbritannien, Irland und im Londoner Markt waren in allen maßgeblichen Rückversicherungssparten Preiserhöhungen zu erzielen. Dies betraf neben Haftpflicht auch nicht-proportionales Motorgeschäft und die Rückversicherung von Naturgefahrenrisiken.
In der Region Amerika, bestehend aus Nord- und Lateinamerika, stieg das Prämienvolumen der Hannover Rück in der Erneuerung um 7,0 %.
Nordamerika bildete mit extremen Kältewellen, Wirbelstürmen und Tornados erneut den Schwerpunkt der Naturkatastrophenschäden. Auch über Naturkatastrophendeckungen hinaus konnten weitere Preis- und Konditionsverbesserungen erzielt werden. Neben schadenbetroffenen Sparten waren die deutlichsten Preissteigerungen bei Cyber-Deckungen zu verzeichnen. Hier stiegen die Preise im hohen zweistelligen Bereich. Die Hannover Rück rechnet in Nordamerika auch für die unterjährig noch anstehenden Erneuerungen mit weiteren Geschäftsmöglichkeiten.
In Lateinamerika hält die hohe Nachfrage nach Deckungen im Bereich Naturkatastrophen und politische Risiken an, wobei große Teile des Geschäfts erst im Jahresverlauf zur Erneuerung anstehen.
In der Region Asien-Pazifik konnte die Hannover Rück das Prämienvolumen um 8,2 % steigern. Die Erneuerungsrunde zum 1. Januar zeigte stabile bis positive Entwicklungen bei Rückversicherungsbedingungen und Raten. Ein Großteil des Geschäfts in der Region Asien-Pazifik, unter anderem Australien, Neuseeland und Japan, wird zum 1. April und 1. Juli erneuert.
In der Sparte Kredit, Kaution und politische Risiken waren bislang keine nennenswerten Belastungen aus pandemiebedingten Insolvenzen zu verzeichnen. Das Prämienvolumen stieg im Wesentlichen in Folge der wirtschaftlichen Erholung im Jahr 2021 und des Auslaufens der staatlichen Unterstützungsmaßnahmen um 11,2 %. Da für 2022 mit einer weiteren schrittweisen wirtschaftlichen Erholung und parallel dazu mit einem sukzessiven Wegfall der staatlichen Unterstützungsmaßnahmen und damit steigenden Schadenquoten zu rechnen ist, blieben die Preise in der Erst- und Rückversicherung überwiegend stabil.
In der Luftfahrt- und Transportrückversicherung wuchs das Prämienvolumen vor dem Hintergrund der weiterhin niedrigen Flugtätigkeit um 0,8 %. In der Luftfahrtrückversicherung ist eine Ratenstabilisierung im Erstversicherungsmarkt bei der Versicherung von Großflugzeugen zu erkennen. Die Raten in anderen Teilsparten verhärten sich weiter. Bedingt durch die noch nicht vollständig erfolgte Kompensation der Schäden aus den Vorjahren stiegen die Preise für Rückversicherung. Im Transport- und Meerestechniksegment verbesserte sich das Preis- und Risikogefüge trotz des Wettbewerbs und der im Übermaß existierenden Kapazitäten.
In der Agrarversicherung konnte die Hannover Rück ihr Prämienvolumen um 2,6 % ausbauen und blickt zuversichtlich auf die weiteren Geschäftsmöglichkeiten in diesem Bereich.
In der strukturierten Rückversicherung, die ganzjährig erneuert wird, war weltweit unverändert eine steigende Nachfrage nach maßgeschneiderten Kapital- und Risikomanagementlösungen zu verzeichnen. Die hohen Belastungen der Versicherer in Nordamerika und Europa durch Schäden aus der Pandemie und aus Naturgefahren begünstigen hierbei die anhaltende Verschiebung in Richtung eines Anbietermarktes. Durch neu gezeichnetes Geschäft und die positive Entwicklung des bereits existierenden Portefeuilles erwarten wir für 2022 ein Wachstum von rund 15 %.
Auch in der fakultativen Rückversicherung haben sich in fast allen Regionen und Sparten die Preise und Konditionen das dritte Jahr in Folge verbessert. Das Prämienvolumen stieg in der Erneuerung zum 1. Januar um rund 11 %.
Im Naturkatastrophengeschäft verbesserten sich Preise und Konditionen teilweise deutlich. Die Ratensteigerungen beliefen sich auf durchschnittlich 6,6 %. Im US-Naturkatastrophengeschäft und in Europa waren insbesondere bei schadenbelasteten Programmen zweistellige Ratenerhöhungen erzielbar. Das Prämienvolumen stieg in der Erneuerung zum 1. Januar um rund 25 %.
Wie bereits im November mitgeteilt, erwartet die Hannover Rück für das Geschäftsjahr 2022 einen Nettokonzerngewinn von 1,4 Mrd. EUR bis 1,5 Mrd. EUR. Auf Basis konstanter Währungskurse sollte das Wachstum der Konzernbruttoprämie mindestens 5 % betragen und die Kapitalanlagerendite bei mindestens 2,3 % liegen.
Um dem höheren Selbstbehalt und der gestiegenen Schadenerwartung aus Naturkatastrophen Rechnung zu tragen, hat die Hannover Rück ihr Netto-Großschadenbudget für das Jahr 2022 von 1,3 Mrd. EUR auf 1,4 Mrd. EUR erhöht. Im Jahr 2021 belief sich dieses auf 1,1 Mrd. EUR.
Sämtliche Aussagen zu zukünftigen Zielen basieren wie üblich auf der Annahme, dass es zu keinen unvorhergesehenen negativen Entwicklungen an den Kapitalmärkten kommt, die Großschadenbelastung im Rahmen des Erwartungswerts von 1,4 Mrd. Euro bleibt und die Covid-19-Pandemie keinen wesentlichen Einfluss auf das Ergebnis der Personen-Rückversicherung nimmt. Die Basisdividende soll mindestens auf Vorjahresniveau liegen. Die Basisdividende wird um eine Sonderdividende ergänzt, sofern die Kapitalausstattung den Bedarf für künftiges Wachstum übersteigt und das Gewinnziel erreicht wird.
Der Nettokonzerngewinn der Hannover Rück erreichte im Geschäftsjahr 2021 auf Basis vorläufiger Eckzahlen einen Wert von 1,23 Mrd. EUR (883 Mio. EUR) und lag damit am oberen Ende der Zielspanne von 1,15 Mrd. EUR bis 1,25 Mrd. EUR. Die Bruttoprämie stieg währungskursbereinigt um 12,8 % auf 27,8 Mrd. EUR (24,8 Mrd. EUR). Die Kapitalanlagerendite aus selbstverwalteten Kapitalanlagen für das abgelaufene Geschäftsjahr belief sich auf 3,2 %. Das versicherungstechnische Ergebnis wurde beeinträchtigt von über den Erwartungen liegenden Großschäden, einem konservativen Reservierungsansatz in der Schaden-Rückversicherung sowie weiteren pandemiebedingten Belastungen in der Personen-Rückversicherung.
„Zu der noch andauernden Pandemie kamen im vergangenen Jahr sehr hohe Katastrophenschäden und steigende Inflationsraten hinzu. Dennoch haben wir ein ansehnliches Jahresergebnis erzielt, das mit 1,23 Mrd. EUR am oberen Ende unserer Erwartungen lag“, sagte Henchoz. „Dies unterstreicht unsere Resilienz und Leistungsfähigkeit und stimmt mich positiv für das Erreichen der Ziele, die wir uns für das Geschäftsjahr 2022 gesetzt haben.“
Die Hannover Rück veröffentlicht ihren testierten Jahresabschluss am 10. März 2022.
Die Hannover Rück ist einer der weltweit führenden Rückversicherer. Sie betreibt alle Sparten der Schaden- und Personen-Rückversicherung und ist mit mehr als 3.500 Mitarbeitenden weltweit präsent. Das Deutschland-Geschäft der Hannover Rück-Gruppe wird von der Tochtergesellschaft E+S Rück betrieben. Gegründet 1966, wird die Hannover Rück als verlässlicher Partner für innovative Risikolösungen, ausgeprägte Kundennähe und finanzielle Solidität wahrgenommen. Die für die Versicherungswirtschaft wichtigen Ratingagenturen haben sowohl Hannover Rück als auch E+S Rück sehr gute Finanzkraft-Bewertungen zuerkannt: Standard & Poor’s AA- „Very Strong" und A.M. Best A+ „Superior".
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