Hannover, 3. November 2022: Die Hannover Rück hält ihr Gewinnziel für das Geschäftsjahr 2022 nach der außerordentlichen Großschadenbelastung der ersten neun Monate für weiter erreichbar.
„Bereits vor den großen Zerstörungen durch Hurrikan ‚Ian‘ war 2022 ein Jahr mit überdurchschnittlicher Großschadenbelastung“, sagte Jean-Jacques Henchoz, Vorstandsvorsitzender der Hannover Rück. „Die hohen Inflationsraten verteuern die Wiederaufbaukosten noch dazu. Dennoch bleibt unser Gewinnziel für das Gesamtjahr weiter erreichbar. Dies ist unter anderem dank eines guten Ergebnisbeitrags aus den Kapitalanlagen und der Personen-Rückversicherung möglich und zeigt, wie wichtig das Zusammenspiel aus Diversifikation und Risikomanagement ist.“
Die gebuchte Konzernbruttoprämie stieg um 21 % auf 26,3 Mrd. EUR (21,6 Mrd. EUR). Bei konstanten Währungskursen hätte das Wachstum 13,5 % betragen. Die verdiente Nettoprämie erhöhte sich um 22 % auf 21,6 Mrd. EUR (17,6 Mrd. EUR), was einem währungskursbereinigten Wachstum von 14,6 % entspricht.
Das operative Konzernergebnis (EBIT) stieg um 3,7 % auf 1.328 Mio. EUR (1.281 Mio. EUR). Der Konzernüberschuss erhöhte sich leicht um 1,7 % auf 871 Mio. EUR (856 Mio. EUR). Das Ergebnis je Aktie belief sich somit auf 7,22 EUR (7,10 EUR).
Das Eigenkapital der Hannover Rück belief sich zum 30. September auf 8,3 Mrd. EUR (31. Dezember 2021: 11,9 Mrd. EUR). Grund für den Rückgang war der Anstieg des Zinsniveaus, der die Kurswerte der festverzinslichen Wertpapiere im Kapitalanlagebestand deutlich reduzierte.
Die annualisierte Eigenkapitalrendite betrug 11,5 % (31. Dezember 2021: 10,8 %) und übertraf das Mindestziel von 900 Basispunkten über dem risikofreien Zins. Der Buchwert je Aktie lag bei 68,42 EUR (31. Dezember 2021: 98,55 EUR).
Die Kapitalbedeckungsquote nach Solvency II, welche die Risikotragfähigkeit der Hannover Rück misst, belief sich per Ende September auf 231,8 % und lag damit weiter deutlich über dem Limit von 180 % und dem internen Schwellenwert von 200 %.
„Unsere gute und stabile Ertragsentwicklung in einem von hohen Naturkatastrophen geprägten Umfeld, sowie unsere weiterhin sehr robuste Kapitalbedeckungsquote untermauern die Risikotragfähigkeit der Hannover Rück“, sagte Finanzvorstand Clemens Jungsthöfel. „Dies bildet die Grundlage für unsere Aufstellung als besonders verlässlicher und kapitalstarker Rückversicherer für unsere Kunden und Aktionäre.“
In der Schaden-Rückversicherung hinterließ Hurrikan „Ian“ Ende September schwerste Zerstörungen in Kuba sowie vor allem in den US-Bundesstaaten Florida und South Carolina und rangierte mit Abstand an der Spitze der teuersten versicherten Naturkatastrophenschäden des laufenden Jahres. Bereits im ersten Halbjahr hatten Naturkatastrophen wie Überflutungen in Australien und Winterstürme in Europa hohe versicherte Schäden verursacht.
Neben der damit deutlich über den Erwartungen liegenden Großschadenbelastung stellen die hohen Inflationsraten, der andauernde Krieg in der Ukraine und die nach wie vor nicht besiegte Pandemie große Herausforderungen für Erst- und Rückversicherer dar. Vor diesem Hintergrund dürfte sich die hohe Nachfrage nach Deckungen von kapitalstarken Rückversicherern weiter verstärken. Die Hannover Rück konnte entsprechend in den unterjährigen Erneuerungen des laufenden Geschäftsjahres in vielen Bereichen bereits verbesserte Preise und Konditionen erzielen und erwartet eine verstärkte Fortsetzung dieser Entwicklung im kommenden Jahr.
Die gebuchte Bruttoprämie der Schaden-Rückversicherung stieg um 28 % auf 19,5 Mrd. EUR (15,3 Mrd. EUR). Währungskursbereinigt hätte der Anstieg 18,6 % betragen. Die verdiente Nettoprämie erhöhte sich um 29 % auf 15,6 Mrd. EUR (12,1 Mrd. EUR). Bei konstanten Währungskursen hätte der Anstieg 20,2 % betragen.
Wegen den signifikanten Naturkatastrophenschäden stieg die Netto-Großschadenbelastung per Ende September auf 1.484 Mio. EUR (Vorjahr: 1.070 Mio. EUR) und lag damit deutlich über dem für die ersten neun Monate budgetierten Erwartungswert von 1.079 Mio. EUR.
Größte Netto-Einzelschäden der ersten neun Monate des Jahres waren Hurrikan „Ian“ mit einer Nettobelastung von 276 Mio. EUR, die schweren Überflutungen in Australien mit 211 Mio. EUR sowie Wintersturm „Ylenia“ in Mitteleuropa mit 115 Mio. EUR. Zudem hat die Hannover Rück eine Spätschadenrückstellung in Höhe von 331 Mio. EUR für mögliche Belastungen aus dem Krieg in der Ukraine gebildet.
Darüber hinaus ergaben sich in den ersten neun Monaten Nachreservierungen für größere Schäden aus dem vergangenen Jahr infolge entsprechender Schadenmeldungen, unter anderem in Höhe von 130 Mio. EUR für die Dürre in Brasilien.
Das versicherungstechnische Ergebnis der Schaden-Rückversicherung inklusive Depotzinsen ging um 52 % auf 121 Mio. EUR (253 Mio. EUR) zurück. Die kombinierte Schaden-Kostenquote belief sich auf 99,2 % (97,9 %) und lag damit oberhalb der mittelfristigen Erwartung von maximal 96 %.
Das operative Ergebnis (EBIT) der Schaden-Rückversicherung fiel um 16,4 % auf 887 Mio. EUR (1.061 Mio. EUR). Der Nettogewinn reduzierte sich um 26% auf 545 Mio. EUR (739 Mio. EUR).
Die gebuchte Bruttoprämie der Personen-Rückversicherung legte um 6,6 % auf 6,8 Mrd. EUR (6,4 Mrd. EUR) zu. Währungskursbereinigt hätte der Zuwachs 1,1 % betragen. Die verdiente Nettoprämie erhöhte sich um 8,4 % auf 6,0 Mrd. EUR (5,6 Mrd. EUR). Bei konstanten Währungskursen hätte das Wachstum 2,5 % betragen.
Die Belastungen mit Bezug zu Covid-19 – insbesondere aus Mortalitätsdeckungen – summierten sich in der Personen-Rückversicherung in den ersten neun Monaten auf 227,8 Mio. EUR (404 Mio. EUR). Hiervon entfielen auf das dritte Quartal 33,6 Mio. EUR und damit deutlich weniger als in den beiden Vorquartalen. Die Hannover Rück geht davon aus, dass sich die Belastungen weiter reduzieren werden.
Aus ihrer Extremsterblichkeitsdeckung, von der die Hannover Rück seit 2013 regelmäßig Tranchen in den Kapitalmarkt transferiert hat, ergab sich ein positiver Ertrag von 97 Mio. EUR. Des Weiteren ergab sich im zweiten Quartal ein positiver Einmalertrag in Höhe von 40 Mio. EUR aus einem Vertragsrückzug. Dem stand ein negativer Ertrag von 144 Mio. EUR aus einem mit einem Rückversicherungsvertrag verbundenen Derivat in Großbritannien gegenüber.
Das operative Ergebnis (EBIT) der Personen-Rückversicherung verdoppelte sich auf 441 Mio. EUR (220 Mio. EUR). Der Nettogewinn verbesserte sich noch deutlicher auf 369 Mio. EUR (150 Mio. EUR).
Der Bestand der selbstverwalteten Kapitalanlagen belief sich per Ende September auf 58,0 Mrd. EUR (31. Dezember 2021: 56,2 Mrd. EUR).
Um dem sprunghaften Anstieg der Inflation entgegenzuwirken, reagieren die Notenbanken mit teilweise deutlichen Zinserhöhungen, die sich aber erst mit zeitlicher Verzögerung positiv in den Kapitalanlageergebnissen niederschlagen werden. Zur Absicherung gegen Inflationsrisiken hat die Hannover Rück über die vergangenen Jahre einen Bestand an inflationsgebundenen Anleihen aufgebaut. Hieraus ergab sich per Ende September ein positiver Ergebnisbeitrag in Höhe von 301 Mio. EUR.
An den Aktienmärkten sorgte die angespannte politische und konjunkturelle Weltlage für teilweise deutliche Kursrückgänge. Die Hannover Rück hat nach einer teilweisen Veräußerung zum Jahresanfang ihren verbliebenen Aktienbestand zu Beginn des zweiten Quartals veräußert und damit insgesamt einen positiven Ergebnisbeitrag in Höhe von 94 Mio. EUR erzielt.
Das Ergebnis aus selbstverwalteten Kapitalanlagen verbesserte sich um 7,1 % auf 1.223 Mio. EUR (1.142 Mio. EUR). Die sich hieraus ergebende annualisierte Kapitalanlagerendite betrug 2,9 % und lag damit über dem Zielwert von mehr als 2,5 % für das Gesamtjahr. Das Nettokapitalanlageergebnis stieg um 1,7 % auf 1.380 Mio. EUR (1.357 Mio. EUR).
Die Hannover Rück hält an ihren Zielen für das laufende Geschäftsjahr auch weiterhin fest und erwartet auf Konzernebene ein währungskursbereinigtes Wachstum der Bruttoprämie von mehr als 7,5 % und eine Kapitalanlagerendite von mehr als 2,5 %. Nach der außerordentlichen Großschadenbelastung der ersten neun Monate erwartet die Hannover Rück einen Nettokonzerngewinn am unteren Ende der Spanne von 1,4 Mrd. EUR bis 1,5 Mrd. EUR.
Voraussetzungen für das Erreichen dieser Ziele sind, dass die Großschadenbelastung im vierten Quartal nicht wesentlich über der Erwartung liegt, dass die Covid-19-Pandemie keinen wesentlichen unerwarteten Einfluss auf das Ergebnis der Personen-Rückversicherung nimmt und dass es zu keinen unvorhergesehenen negativen Entwicklungen an den Kapitalmärkten kommt.
Die zu erwartende deutliche Überschreitung des Großschadenbudgets wird im laufenden Geschäftsjahr insbesondere durch das oberhalb der Erwartung liegende Kapitalanlageergebnis aus inflationsbesicherten Anleihen und ein gutes unterliegendes Ergebnis in der Personen-Rückversicherung kompensiert. Auch im vierten Quartal rechnet die Hannover Rück mit einem positiven Ergebnisbeitrag aus inflationsbesicherten Anleihen.
Die Hannover Rück strebt unverändert eine Basisdividende an, die mindestens auf dem Vorjahresniveau liegt. Diese wird um eine Sonderdividende ergänzt, sofern die Kapitalausstattung den Kapitalbedarf für künftiges Wachstum übersteigt und das Gewinnziel erreicht wird.
„Trotz aller Herausforderungen für Erst- und Rückversicherer sind signifikante, spartenübergreifende Preissteigerungen unumgänglich. Nur so können wir der veränderten Risikolandschaft Rechnung tragen“, sagte Jean-Jacques Henchoz. „In den kommenden Monaten gilt es mehr denn je, die technische Profitabilität unseres Geschäfts zu bewahren. Dafür sind wir dank unserer großen Expertise und Disziplin beim Underwriting bestens positioniert.“
Die Hannover Rück ist einer der weltweit führenden Rückversicherer. Sie betreibt alle Sparten der Schaden- und Personen-Rückversicherung und ist mit mehr als 3.500 Mitarbeitenden weltweit präsent. Das Deutschland-Geschäft der Hannover Rück-Gruppe wird von der Tochtergesellschaft E+S Rück betrieben. Gegründet 1966, wird die Hannover Rück als verlässlicher Partner für innovative Risikolösungen, ausgeprägte Kundennähe und finanzielle Solidität wahrgenommen. Die für die Versicherungswirtschaft wichtigen Ratingagenturen haben sowohl Hannover Rück als auch E+S Rück sehr gute Finanzkraft-Bewertungen zuerkannt: Standard & Poor’s AA- „Very Strong" und A.M. Best A+ „Superior".
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