Hannover, 8. Februar 2023: Die Hannover Rück hat in der Vertragserneuerung zum 1. Januar 2023 in der traditionellen Schaden-Rückversicherung einen inflations- und risikoadjustierten Preisanstieg des erneuerten Geschäfts von 8,0 % erzielt.
Das Marktumfeld der Erneuerung war dabei für alle Beteiligten sehr herausfordernd. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine, die stark gestiegene Inflation und die anhaltend hohen Schäden aus Naturkatastrophen lasteten auf den Ergebnissen der Erst- und Rückversicherer. Die daraus folgende höhere Nachfrage nach Rückversicherungsschutz seitens der Erstversicherer traf allerdings auf ein insgesamt knapper gewordenes Angebot. Dies hatte deutliche Verbesserungen der risikoadjustierten Preise und Konditionen für Rückversicherer zur Folge. Verbesserte Konditionen wie höhere Selbstbehalte der Erstversicherer oder Deckungsausschlüsse spiegeln sich nicht vollständig in den Risikoanpassungen wider, wodurch sich das Risikoprofil für Rückversicherer zusätzlich verbessert hat.
„Wir mussten einige bewusste Entscheidungen zur Steuerung unseres Portefeuilles treffen, um auf die Herausforderungen des Marktes zu reagieren“, sagte Jean-Jacques Henchoz, Vorstandsvorsitzender der Hannover Rück. „Damit haben wir eine nachhaltige Verbesserung der Qualität unseres Portefeuilles erreicht, von der wir noch lange profitieren werden.“
Vom Prämienvolumen des Vorjahres auf Zeichnungsjahrbasis von 15.543 Mio. EUR in der traditionellen Schaden-Rückversicherung (ohne fakultative Rückversicherung, Geschäft mit der Verbriefung von Versicherungsrisiken und strukturierte Rückversicherung) standen zum 1. Januar 2023 Verträge mit einem Prämienvolumen von 9.870 Mio. EUR oder 63 % des Geschäfts zur Erneuerung an.
Die Hannover Rück hat 8.494 Mio. EUR an Prämienvolumen verlängert und 1.376 Mio. EUR gekündigt oder in veränderter Form erneuert. Zusammen mit 576 Mio. EUR aus neuen Verträgen sowie aus veränderten Preisen und Anteilen lag das erneuerte Prämienvolumen bei 9.798 Mio. EUR. Das erneuerte Volumen ging damit im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück.
Bereinigt um den starken Anstieg der Inflationsraten ließ die Preisdynamik in vielen Sparten in der Erstversicherung nach. Im Vergleich entwickelte sich daher die nicht-proportionale Rückversicherung vorteilhafter, als die direkt an die Marktentwicklung der Erstversicherung gekoppelte proportionale Rückversicherung. Als Reaktion darauf hat die Hannover Rück die nicht-proportionale Rückversicherung in der Erneuerung um 21,4 % auf ein Prämienvolumen von 3.162 Mio. EUR ausgebaut. Der risikoadjustierte Preisanstieg betrug 20,7 %. Die proportionale Rückversicherung verzeichnete nach dem starken Wachstum der Vorjahre einen Rückgang von 8,7 % auf 6.636 Mio. EUR. Der Preisanstieg belief sich nach Risikoadjustierung auf 3,4 %.
In der Region Europa, Naher Osten und Afrika stieg das Prämienvolumen der Hannover Rück um 2,5 % trotz reduzierter Beteiligungen oder Kündigung einiger großer proportionaler Verträge. Die hohen Inflationsraten sowie Wetterextreme wie starke Gewitter mit schwerem Hagel belasteten die Ergebnisse der Erst- und Rückversicherer. Die Hannover Rück konnte in Kontinentaleuropa, insbesondere bei schadenbelasteten Deckungen in Deutschland und Frankreich, deutlich höhere Preise erzielen.
Deutschland wurde im Jahr 2022 erneut von Naturkatastrophen – insbesondere Winterstürmen – getroffen. Allerdings fielen die Schäden im Vergleich zu den Jahrhundertschäden des Vorjahres moderater aus. In der Folge verzeichnete die E+S Rückversicherung AG, die innerhalb der Hannover Rück für Deutschland zuständige Tochtergesellschaft, in der Erneuerungsrunde zum 1. Januar 2023 eine weiter zunehmende Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Rückversicherungsschutz etwa im Bereich der Naturkatastrophendeckungen. Insgesamt konnte die E+S Rück ihre führende Position weiter stärken und deutliche Preiserhöhungen und Konditionsverbesserungen erzielen. Damit hat sich die Rentabilitätserwartung für das unterliegende Portefeuille deutlich verbessert.
In der Region Amerika stieg das Prämienvolumen der Hannover Rück in der Erneuerung um 6,7 %. Weitere große Teile des Geschäfts werden in dieser Region allerdings erst in den Erneuerungen zum 1. Juni und 1. Juli neu verhandelt.
Nordamerika bildete mit verheerenden Wirbelstürmen wie Hurrikan „Ian“ und Hurrikan „Fiona“, extremen Kältewellen, Gewitterfronten und Tornados erneut den Schwerpunkt der Naturkatastrophenschäden des vergangenen Jahres. Es ließen sich teilweise signifikante Preissteigerungen auch jenseits von Naturkatastrophendeckungen erzielen. Damit einher gingen zugleich teils deutliche Konditionsverbesserungen und Erhöhungen der Selbstbehalte der Erstversicherer. Die Verbesserungen in den Sachsparten waren deutlich ausgeprägter als in den Haftpflichtsparten.
In Lateinamerika waren Naturkatastrophendeckungen und parametrische Versicherungslösungen weiterhin stark nachgefragt. Entsprechend hat sich der Trend zu verbesserten Raten und Konditionen fortgesetzt und die Profitabilität des Portefeuilles konnte verbessert werden. Große Teile des traditionellen Schaden-Rückversicherungsgeschäfts erneuert die Hannover Rück allerdings erst im Jahresverlauf, insbesondere in der Haupterneuerungsrunde zum 1. Juli.
In der Region Asien-Pazifik hat die Hannover Rück ihr Prämienvolumen um 21,6 % verringert. Auch hier prägten zahlreiche Großschäden das Marktgeschehen. Neben den schweren Überschwemmungen in Australien führten unter anderem Taifune in Südkorea und Japan zu hohen Belastungen. Die Hannover Rück hat darauf reagiert, indem sie ihre Beteiligung an proportionalen Rückversicherungsverträgen gekündigt oder reduziert hat, die nicht ihre Anforderungen an Raten oder Deckungsausschlüsse erfüllt haben. Der Großteil des Geschäfts in der Region wird allerdings erst zum 1. April und 1. Juli erneuert.
In der Sparte Kredit, Kaution und politische Risiken ging das Prämienvolumen um 1,3 % zurück. Es ist zu erwarten, dass sich im Rahmen der weltweiten volkswirtschaftlichen Herausforderungen die in den Vorjahren vergleichsweise niedrigen Schadenquoten moderat erhöhen. Die Hannover Rück hat ihre Profitabilität durch die reduzierte Beteiligung an weniger profitablem Geschäft verbessert.
In der Luftfahrt- und Transportrückversicherung ging das Prämienvolumen um 2,1 % zurück. Ein im Markt mittlerweile weit verbreiteter strikterer Zeichnungsansatz resultierte darin, dass Geschäft teilweise nicht weitergeführt wurde und die Preise deutlich stiegen. Dies galt insbesondere mit Blick auf Kriegsausschlüsse in Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Für die unterjährigen Erneuerungsrunden ist mit deutlich steigenden Preisen sowie Restrukturierungen von Rückversicherungsprogrammen zu rechnen, die sich positiv auf die Profitabilität auswirken sollten.
In der Agrarversicherung hat die Hannover Rück nach den Schadenerfahrungen der Vergangenheit – insbesondere geprägt durch Dürreschäden in Brasilien – ihr Prämienvolumen um 1,6 % reduziert. In der Erneuerung stand eine streng ertragsorientierte Zeichnung zur qualitativen Verbesserung des Portefeuilles im Vordergrund, die sich deutlich positiv auf die zukünftige Profitabilität des Geschäfts auswirken sollte.
In der strukturierten Rückversicherung, die ganzjährig erneuert wird, ist in Anbetracht einer deutlichen Marktverhärtung im Sachgeschäft von einer weiterhin steigenden Nachfrage zu attraktiven Konditionen auszugehen. Die weltweite Kapazitätsknappheit resultierte in einer deutlichen Verbesserung der Preise und Konditionen mit entsprechend zu erwartendem weiteren Wachstum des Geschäfts in diesem Jahr.
In der fakultativen Rückversicherung erwartet die Hannover Rück auf Zeichnungsjahrbasis ein Wachstum von mehr als 10 %. Nachdem die Marktbedingungen bereits in den vergangenen Jahren attraktiv waren, konnte die Hannover Rück von entsprechend positivem Niveau kommend, für 2023 weitere Preis- und Konditionsverbesserungen erzielen. Besonders ausgeprägt waren diese im naturkatastrophenexponierten Geschäft. Hauptgrund dafür war die Kapazitätsverknappung in der traditionellen Rückversicherung. Dies sollte auch im weiteren Jahresverlauf zu Wachstumsmöglichkeiten in der fakultativen Rückversicherung führen.
Im Naturkatastrophengeschäft stieg das Prämienvolumen der Hannover Rück in der Erneuerung zum 1. Januar um rund 30 %. Weiteres Wachstum ist in den unterjährigen Erneuerungen zu erwarten. Dabei verbesserten sich Preise und Konditionen aufgrund der hohen Schadenerfahrung im vergangenen Jahr teilweise so deutlich wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die Ratensteigerungen beliefen sich risikoadjustiert auf durchschnittlich 30 %.
Die Hannover Rück ist einer der weltweit führenden Rückversicherer. Sie betreibt alle Sparten der Schaden- und Personen-Rückversicherung und ist mit mehr als 3.500 Mitarbeitenden weltweit präsent. Das Deutschland-Geschäft der Hannover Rück-Gruppe wird von der Tochtergesellschaft E+S Rück betrieben. Gegründet 1966, wird die Hannover Rück als verlässlicher Partner für innovative Risikolösungen, ausgeprägte Kundennähe und finanzielle Solidität wahrgenommen. Die für die Versicherungswirtschaft wichtigen Ratingagenturen haben sowohl Hannover Rück als auch E+S Rück sehr gute Finanzkraft-Bewertungen zuerkannt: Standard & Poor’s AA- „Very Strong" und A.M. Best A+ „Superior".
Diese Presseinformationen erfolgen ohne jedwede Gewährleistung. Bitte entnehmen Sie hierzu weitere wichtige Hinweise hier.