Ein massives Gesundheitsproblem

Fettleibigkeit

Übergewicht ist in Ländern mit hohem, mittlerem und niedrigem Durchschnittseinkommen zu einem Problem geworden, das Gesundheitsstörungen und (Rück-)Versicherungsschäden verursacht.

Als Fettleibigkeit bezeichnet man eine übermäßige Ansammlung von Körperfett im Verhältnis zur fettfreien Körpermasse. Eine weitere Definition beschreibt die Fettleibigkeit in einfacheren Worten als einen Überschuss an Körperfett, der zu schwerwiegenden Gesundheitsstörungen führen kann.

In den vergangenen Jahrzehnten ist Fettleibigkeit sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern in vielen Ländern zu einem massiven Gesundheitsproblem geworden. Ausgehend von den USA weitete sich das Problem auf Europa, Australien und sogar auf Teile von Asien, insbesondere China, aus. Ursprünglich als ein Problem nur in wohlhabenden Ländern angesehen, nehmen Übergewicht und Fettleibigkeit inzwischen auch in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen dramatisch zu. Diese Länder müssen jetzt gegen Gesundheitsprobleme auf verschiedenen Fronten kämpfen. Sie müssen sich nach wie vor mit Infektionskrankheiten und Mangelernährung auseinandersetzen, erleben aber zugleich - vor allem in städtischen Siedlungsgebieten - einen rasanten Anstieg von chronischen Gesundheitsrisikofaktoren wie Übergewicht und Fettleibigkeit.

Die weltweiten Adipositasraten (BMI > 30) sind von 3,2% im Jahr 1975 auf 10,8% im Jahr 2014 bei Männern und von 6,4% auf 14,9% bei Frauen stark gestiegen. Bis 2025 wird erwartet, dass 20% der Erwachsenen weltweit fettleibig sein werden (Männer 18%, Frauen 21%). Dies wird enorme Auswirkungen auf die globale Gesundheit haben. Nach Angaben der WHO wird ein hoher BMI die Zahl der nicht übertragbaren Krankheiten wie Diabetes, Schlaganfall, Herzinfarkt, Muskel-Skelett-Erkrankungen und Krebs erhöhen.

Diese Entwicklungen beherbergen ein erhebliches Risiko für (Rück-)Versicherer und können zu vielfältigen Schadensfällen in verschiedenen Industriesektoren führen. Relevant sind z. B.:

  • Lebensmittel- und Getränkeindustrie
  • Pharmazeutische Industrie
  • Chemische Industrie
  • Krankenversicherung

Schadenersatzprozesse könnten gegen Unternehmen der Lebensmittel- und Getränkeindustrie mit der Begründung erhoben werden, dass das Übergewicht und die daraus folgenden Gesundheitsprobleme der Konsumenten das Ergebnis verschiedener Verfehlungen seitens der Beklagten seien. Unter anderem könnten Kläger behaupten, dass Fehlinformation, irreführende Werbung und/oder falsche Etikettierung zum "Überkonsum" der Produkte geführt hätten, wodurch sie fettleibig wurden und verschiedene damit verbundene Gesundheitsprobleme erlitten hätten. Konsumenten könnten auch behaupten, dass eine bestimmte Zutat oder ein Wirkstoff im verzehrten Produkt zu ihren Übergewichtsproblemen beigetragen hätte. In Anbetracht der hohen Anzahl von adipösen Menschen könnten solche Schadenersatzprozesse ein erhebliches Haftpflichtrisiko für Versicherer darstellen.

Entsprechend der stetig steigenden Fettleibigkeitsraten sind in den vergangenen Jahrzehnten Präparate zur Gewichtsabnahme und Appetitzügler immer beliebter geworden. Mittel zur Gewichtsabnahme sind wiederholt mit schwerwiegenden Nebenwirkungen, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln sowie lebensbedrohlichen Komplikationen in Verbindung gebracht worden. Das Potenzial für missbräuchliche Verwendung durch Bulimie-Patienten ist hoch. Bei mehreren Präparaten besteht der Verdacht eines Zusammenhangs mit schweren Herzleiden (Herzklappenschäden, Arrhythmien, Herzinfarkt).

Die chemische Industrie geriet in den Fokus, als Artikel veröffentlicht wurden, die die Theorie aufstellten, dass einige Chemikalien (z. B. Tributylzinn) als "Adipositas-Erreger" fungieren und zu Fettleibigkeit führen können. Die umweltbedingte Adipositashypothese besagt, dass die Exposition gegenüber solchen Stoffen ein unterschätzter und zu wenig untersuchter Faktor für die Adipositas-Pandemie ist. Ob diese Theorie bewiesen werden kann oder nicht, ist derzeit noch unklar. Dennoch bergen die bisherigen Forschungsergebnisse die Gefahr bevorstehender Gerichtsverfahren.

Bestehen diese Tendenzen unverändert weiter, dürften negative Folgen für die Gesundheit und die Sterblichkeit nicht lange auf sich warten lassen. Fettleibigkeit gilt allgemein als Risikofaktor für die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Atemproblemen und vielen Krebsarten. Krankenversicherungspolicen werden in hohem Maße betroffen, indem Folgeerkrankungen der Adipositas die Kosten für Krankenhausbehandlung, Arzneimittel und ambulante Versorgung dramatisch in die Höhe treiben.

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